Fotocredit: (C) Sandra Ludewig |
Am 19.4.13. hat er sein neues Album veröffentlicht.
Vor einiger Zeit habe ich den Künstler und sein erstes
Werk: „Die Phantasie wird siegen“ hier vorgestellt.
Nun möchte ich dies fortsetzen mit einem Kommentar über
seine neuste Platte: „Rangoon“.
Begeistert habe ich mich auf die Musik eingelassen und
gemerkt, dass sich vieles verändert hat und einiges gleich geblieben ist.
Verändert hat sich z.B. der Sound:
Wo das erste Album oft, wie eine reine Studioproduktion
klang, mit verruchtem und dunklem Klang, öffnet sich „Rangoon“ in eine neue
Richtung.
Es handelt sich hierbei um einen experimentelleren Klang,
fast, wie ein direkter Mitschnitt von einer Session im Proberaum. Man spürt
förmlich die Energie zwischen den Musikern.
Man merkt den Liedern richtig an, wie aufwendig am
Gesamtbild musikalisch gearbeitet wurde. Der Facettenreichtum der Musik hat
sich deutlich erhöht. Die Mundharmonika, die der Sänger auf der ersten Platte
oft einsetzte, erklingt hier kein einziges Mal, was ein klein bisschen schade
ist.
Dafür ertönen neuere Klänge: elektrische Klänge.
Im dritten Lied (Zwei Falter), z.B. wird das Drum Set
durch ein Pattern aus der Drummaschine (also ein Schlagzeugbeat, der vom
Computer erzeugt wird) erweitert. Der Beat zieht sich durch das ganze Lied und
passt unglaublich gut hinein.
Auch besondere Keyboard- und Gitarren Verzerrungen nutzen
die Musiker um ihre Musik neuer und frischer klingen zu lassen, was ebenso eine
neue Facette für die Musik von Max Prosa ist.
Die früheren Lieder des Musikers zeigten eine starke
Tendenz zur verspielten Akustikmusik, in Verbindung mit E-Gitarrenklängen auf. Die
Musik auf dem neuen Album wirkt, als hätte der frühere Sound einen neuen
Anstrich bekommen. Das passt erstaunlich gut, wobei ich hinzufügen muss, dass
all diese Veränderungen nur in leichter Form zu bemerken sind.
Schwangen bei vielen Liedern auf der ersten Platte noch
Emotionen, wie Verzweiflung oder Trauer in der Musik mit, ist die Grundstimmung
auf der zweiten wesentlich lockerer und fröhlicher; wobei die traurigen Themen
durchaus wieder auftauchen (In Liedern, wie „C’est la vie“ und „Heimkehr“
beispielsweise).
„Rangoon“ besitzt, wie schon das erste Werk des
Liedermachers, einen bestimmten Themenschwerpunkt.
Max Prosa selbst bezeichnet es, als ein Sammelsurium von
Figuren, die aufeinander treffen und in einzelnen Liedern vorgestellt werden.
Prosa nimmt eine neue Perspektive ein: Die des Erzählers.
Seine Schreibe hat sich weiterentwickelt.
Die Texte erzählen Geschichten. Geschichten, die über die
Ich-Perspektive hinausgehen.
Der hermetische Charakter, den seine Texte schon immer
besessen haben, diese Sprache, die voller Bilder steckt und ein großes
Facettenreichtum an Assoziationen entstehen lässt, ist immer noch da. Er hat
sich sogar verstärkt.
Jede Zeile, jedes Wort passt einfach hundertprozentig.
Max Prosa webt seine Texte zu kleinen Kunstwerken, die eine unglaubliche
Aussage besitzen.
Damit geht er einen Weg, auf dem ihm nicht viele andere
deutsche Popmusiker folgen.
Ob es am Lektorat seines Co-Autors Misha Schöneberg
liegt, oder vielleicht auch einfach nur an einer Weiterentwicklung der Person:
Max Prosa, so erinnern die Texte an eine Generation von deutschen Liedermachern,
wie Hannes Wader oder Konstantin Wecker.
Besonders in der Tradition von letzterem sind einige
Lieder auf dem Album vom Gedanken der Kritik an den Problemen der Welt geprägt.
Prosa singt über die Umweltkatastrophen und die
herrschenden Bedingungen, aber auch über den Kapitalismus in unserer Welt („Chaossohn“) so wütend und lyrisch,
wie nur wenige es vermögen.
"Und ich seh das Blut auf eurem Jackett, überm Schweinefett,
Es geht nicht mehr weg, es geht nie mehr weg!
Ihr, die unentwegt nur im Luxus lebt, die Befehle gebt
Bis die Erde bebt, oh, die Erde bebt."Max Prosa: "Chaossohn"
Er schreibt in „Rangoon“ über die Safran Revolution, einer Demonstration von Mönchen in Myanmar, die sich September 2007 gegen die Militärdiktatur ihres Landes aussprachen und gewaltvoll niedergeschlagen wurden.
"Am Ufer wächst Gras,
Doch es riecht noch nach Blut."Max Prosa "Rangoon"
In „Der Clown“ handelt es sich um noch mehr, als eine Geschichte.
Das Lied ist vielmehr, auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, die nach
Unterhaltung eifert.
"Und der Clown ist jetzt der Held
Dieser schönen neuen Welt,
Denn er tut, was euch gefällt,
Braucht keinen Dank, will bloß das Geld."Max Prosa: "Der Clown"
Noch viel stärker, als bei „Die Phantasie wird siegen“,
wo er die weltweite Trinkwasserknappheit („Totgesagte Welt“) besingt ergreift
der Sänger mit „Rangoon“ eine eigene Meinung.
Zwei Lieder, die ich noch besonders hervorheben möchte,
von dem neuen Album, sind zum einen Prosas Version, von Leonard Cohens Song „Hallelulja“
und das Lied: „Café Noir“.
Bei Ersterem ist es Prosa gelungen, mit der überaus
gelungenen Übersetzung des Originaltext ins Deutsche (von Misha Schönenerg, der
mit seinem Worten sehr nah, an denen des Uhrhebers liegt und dem es gelungen
ist trotzdem ein Reimschema in die Lyriks zu bringen) und einem tollen
Arrangement, dass der Song eine unglaubliche Wirkung bekommen hat. Es handelt
sich hierbei nicht um ein einfaches Cover (vielen ist der Song ja eher bekannt,
gesungen von Rufus Wainwright, als von Cohen selbst). Es ist vielmehr ein
Tribut, an Cohen selbst, der dieses Lied immer sehr traurig und gehaltvoll
interpretiert hat.
Das sah dieser wohl auch so, denn der Song wurde zur
offiziellen deutschen Version von „Hallelulja“ anerkannt (Cohen verlangt also
nicht mal Geld, wegen seinem Urheberrechts an dem Song).
Bei dem zweiten Lied („Café Noir“) handelt es sich,
meiner Meinung nach, um DAS zentrale Stück des Albums. Hier werden viele Fäden,
aus anderen Geschichten verknüpft, all die besonderen Figuren, die Prosa
beschreibt sind versammelt in einem dunklen Café, ein besonderer Ort.
Das Lied erzählt viele kleine Lebensgeschichten, verschiedener
Akteure.
Das Ganze ist eine tolle Geschichte, deren Facetten
einen, an das eigene Leben erinnern
Selbst der Sänger Bob Dylan, mit dem Max Prosa oft
verglichen wird, findet einen kleinen Gastauftritt.
„Café Noir“ ist mein persönliches Lieblingslied, auf dem
neuem Album „Rangoon“.
(C) Sandra Ludewig |
Max Prosa ist ein besonderer Künstler.
Für mich ist er von großer Bedeutung, für die deutsche
Musik und wird es auch noch lange bleiben!
Amazon Link:
Rangoon
Bilderquellen: Es handelt sich hierbei um Pressefotos, der Agentur: http://www.becktomusic.de/maxprosa-presse.html
Ich besitze keine Rechte an den Bildern und nutze sie lediglich um dem Leser einen optischen Eindruck des Themas zu geben.
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